Silvester mit Hund – Das große Zittern
Während viele Menschen sich auf den Jahreswechsel und auf das bevorstehende Feiern schon seit Wochen freuen, ist Silvester für unsere Tierfreunde häufig ein traumatisches Ereignis. Das ohrenbetäubende Knallen versetzt nicht nur Hunde, sondern fast alle anderen Tiere auch, in Angst. Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der für unsere Vierbeiner in der freien Natur überlebenswichtig ist. Nicht immer ist diese gleich stark ausgeprägt. Je nachdem, wie ein Hund als Welpe z.B. an laute Geräusche gewöhnt wurde, kann er später besser oder schlechter damit umgehen. Sollte Ihr Hund Knaller als ungefährlich kennengelernt haben und keine Angst davor haben, kann sich diese im Laufe seines Lebens nach einem oder mehreren Ereignissen noch entwickeln. Besonders im Alter kann die Sensibilität gegenüber Gewitter, Knallerei und Feuerwerk stark zunehmen.
Tipps zum Jahreswechsel
Achten Sie darauf, dass Sie im Laufe des Tages Ihre normale Routine beibehalten und lassen Sie den Hund nicht spüren, dass etwas Besonderes bevorsteht. Ihr Hund orientiert sich an Ihnen – bleiben Sie ruhig, so überträgt sich dies auch auf Ihr tierisches Familienmitglied. Gehen Sie rechtzeitig und vor Anbruch der Dunkelheit spazieren und versuchen Sie, Ihren Hund an Silvester besonders müde zu machen (spielen, suchen, trainieren, usw.). Der Wald eignet sich gut, da dort in der Regel keine Feuerwerke gezündet werden. Allerdings sollten Sie Ihren Hund schon einige Tage vor und auch nach Silvester unbedingt an der Leine führen und sichern Sie sehr ängstliche Hunde bestenfalls doppelt. Es kommt immer wieder vor, das Hunde sich vor Panik aus dem Halsband losreißen und weglaufen, und womöglich durch achtlos geworfene Knaller verletzt werden. Ebenfalls sollten Sie darauf achten, dass Ihr Hund keine liegengebliebenen Feuerwerkskörper frisst. Diese sind für ihn giftig!
Wenn möglich, verbringen Sie Silvester zu Hause mit Ihrem Hund. In seinem eigenen Zuhause wird Ihr Hund sich sicherer fühlen als an einem fremden Ort. Schließen Sie die Fenster und die Vorhänge oder Jalousien. Entspannende Musik oder ein angeschalteter Fernseher dämpfen die Knallgeräusche gut ab. Schaffen Sie in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus für Ihren Hund Rückzugsmöglichkeiten (z.B. eine Decke unter dem Tisch oder eine weich gebettete Transportbox). Krabbelt Ihr Hund plötzlich aufs Sofa oder ins Bett, obwohl er das sonst nicht darf, erlauben Sie es ihm ausnahmsweise. Ihr Hund sucht Ihre Nähe, um sich sicherer zu fühlen. Es ist längst überholt, dass man einen Hund in einer Angstsituation nicht streicheln darf, um die Angst nicht zu verstärken. Sie sollten allerdings die Situation für den Hund nicht weiter besonders machen, indem sie ihm übertriebene Aufmerksamkeit schenken. Versuchen Sie, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Manche Hunde beruhigen sich beispielsweise sofort, wenn Ihr Besitzer ihnen eine Hand auflegt, um Ihnen Sicherheit zu vermitteln. Zur Ablenkung und Beruhigung können Sie Ihrem Hund eine Beschäftigung anbieten, wie z.B. einen besonders großen Kauknochen oder einen gefüllten, tiefgekühlten Kong. Das Lecken und Kauen kann für manche Hunde beruhigend wirken. Sollte Ihr Hund sich nicht ablenken lassen oder sich alleine verkriechen wollen, ist dies auch in Ordnung. Jeder Hund reagiert bei Angst anders. Wichtig: Bestrafen Sie Ihren Hund niemals, wenn er Angst zeigt!
Vielen Hunden hilft das Tragen eines engen Bodys (z.B. „Thundershirt“). Durch den leichten, kontinuierlichen Druck auf die Brust und den Körper wird das eigene Körpergefühl des Hundes gestärkt und er kann besser mit seinen Ängsten umgehen. Eine ähnliche Wirkung können Körperbandagen erzielen, die im Rahmen der Tellington TTouch Trainingsmethode entwickelt wurden. In beiden Fällen sollte der betroffene Hund frühzeitig und in entspannten Situationen (z.B. bei der Fütterung oder während der Kuschelzeit) daran gewöhnt werden. Ebenfalls entspannend wirken Massagen oder Tellington TTouch Berührungen.
Hunde, die zwar ängstlich sind, aber nicht in Panik geraten, können oft von harmlosen und frei verkäuflichen Mitteln wie Pheromonen profitieren. Diese sind Duftstoffe, die eigentlich der innerartlichen Kommunikation dienen und beispielsweise von der Mutterhündin in der Zitzenregion produziert werden, und auf die Welpen eine beruhigende Wirkung haben. Pheromone sind als Stecker, Halsbänder und Sprays erhältlich und mit der Gabe sollte schon einige Wochen vor Silvester begonnen werden. Auch gibt es Futterergänzungsmittel (z.B. basierend auf dem natürlichen Milchprotein), die bei frühzeitiger Gabe hilfreich sein können. Ebenfalls möglich ist die Unterstützung durch Homöopathie, Baldrian, Bachblüten oder Schüssler-Salze. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt diesbezüglich beraten.
Extrem ängstlichen Hunden (z.B. völliges Erstarren, pausenloses Zittern, unkontrollierten Harn- und Kotabsatz) muss unter Umständen medikamentös geholfen werden. Die Wirkstoffe, die in diesen Fällen meist zur Anwendung kommen sollten, sind die sog. Benzodiazepine. Sie wirken angstlösend, können aber auch Nebenwirkungen wie z.B. Enthemmung haben. Die Gabe und Dosierung muss deshalb unbedingt genau mit Ihrem Tierarzt abgeklärt werden.
Obwohl es in diesem Jahr zu spät ist, die Silvesterangst Ihres Hundes wirklich in den Griff zu bekommen, können Sie für die kommenden Jahre versuchen, ihm bezüglich seiner Geräusch-Angst langfristig und nachhaltig zu helfen. Ein erfahrener Hundetrainer kann Sie über hilfreiche Trainingsmethoden (z.B. Desensibilisierung durch Geräusch-CDs) informieren. Bitte beachten Sie, dass dies keine Akutlösungen darstellen, die Methoden müssen über eine lange Zeit mit Ihrem Hund regelmäßig geübt werden.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Hunden einen entspannten Rutsch ins neue Jahr!