Tollwut

Tollwut ist eine schwerwiegende zoonotische Virusinfektion des Zentralnervensystems, die durch Lyssaviren ausgelöst wird. Werden betroffene Menschen nicht rechtzeitig behandelt, sterben sie ausnahmslos. Für erkrankte Tiere gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten. Tollwut wird durch den Speichel infizierter Säugetiere wie Füchse, Waschbären, Dachse, Fledermäuse, Hunde und Katzen übertragen. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, aber extrem selten. Ist das Virus beispielsweise bei einem Biss in den Körper eines Tieres oder Menschen gelangt, wandert es entlang der Nervenbahnen über das Rückenmark ins Gehirn. Von dort aus vermehrt es sich und breitet sich weiter aus. Die Inkubationszeit beträgt meist 20 bis 70 Tage, die Erkrankung kann aber auch schon nach wenigen Tagen oder erst nach einem Jahr ausbrechen.

Tollwut ist in weiten Teilen der Welt verbreitet. Nach Schätzungen der WHO sterben jährlich ungefähr 60,000 Menschen weltweit an Tollwut, hauptsächlich betroffen sind Asien und Afrika. In Deutschland und anderen europäischen Ländern konnte die Krankheit bei Wild- und Haustieren durch gezielte Maßnahmen wie großangelegte Impfungen (z.B. Impfungen von Wildtieren mittels Impfköder, Immunisierung insbesondere von Hunden und Katzen) erfolgreich getilgt werden. Seit 2008 gilt Deutschland nach den Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit als frei von terrestrischer Tollwut. Möglich ist aber das Einschleppen der Erkrankung durch den illegalen Import von Haustieren aus nicht tollwutfreien Regionen. Lyssaviren sind in Fledermauspopulationen in Deutschland noch vorhanden. Sie sollten deshalb nur mit bissfesten Handschuhen angefasst werden.

Mögliche Anzeichen, dass ein Tier an Tollwut erkrankt ist, sind:

  • Allgemeine Krankheitsanzeichen
  • Schluckbeschwerden
  • Reduzierte Scheu vor dem Menschen
  • Bewegungsstörungen oder Paralyse
  • Aggressivität (z.B. unvermitteltes Beißen)
  • Vermehrter Speichelfluss
  • Eine Fledermaus, die am Boden liegt

Nach der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin gilt Tollwut bei Hunden und Katzen inzwischen als Non-Core-Vakzinierung, da die terrestrische Erkrankung in Deutschland getilgt ist. Gegen Tollwut-geimpfte Tiere sind aber nach der nationalen Tollwutverordnung bei einem Kontakt mit seuchenkranken oder seuchenverdächtigen Tieren bessergestellt. Zudem dürfen nur Tollwut geimpfte Tiere innergemeinschaftlich verbracht werden. Therapieversuche an verdächtigen Tieren sind grundsätzlich verboten.

Zu den ersten Symptomen gehören beim Menschen uncharakteristische Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Unwohlsein und gelegentlich Fieber. An der Eintrittsstelle des Virus werden eine vermehrte Schmerzempfindlichkeit, Brennen und Jucken verspürt. Im weiteren Verlauf wird zwischen der enzephalitischen und der paralytischen Krankheitsform unterschieden. Die enzephalitische Form ist vor allem durch Funktionsausfälle des Gehirns gekennzeichnet. Es kann zu einer ausgeprägten Hydrophobie kommen. Das bedeutet, schon die optische oder akustische Wahrnehmung von Wasser kann zu starker Angst und Krämpfen führen. Die Patienten speicheln vermehrt, haben Spasmen oder auch Angst vor Zugluft, und sind reiz- und erregbar. Bei der paralytischen Form kommt es vorwiegend zu Parästhesien, Muskelschwäche und Lähmungen. Typische Merkmale sind Schluckbeschwerden und Lähmungen der Atemmuskulatur. Die Patienten versterben nach den ersten Symptomen innerhalb weniger Tage im Koma meist aufgrund gelähmter Atem- oder Herzmuskulatur.

Nach einem Biss durch ein verdächtiges Tier ist ein gründliches Reinigen und Desinfizieren der Wunde und ein sofortiges Aufsuchen eines geeigneten Arztes zur postexpositionellen Immunisierung zwingend notwendig. Erfolgt diese unverzüglich, bietet sie einen nahezu vollständigen Schutz gegen den Ausbruch der Krankheit. Wenn bereits Symptome aufgetreten sind, ist jede Behandlung zu spät und die Erkrankung verläuft immer tödlich.

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