Kryptorchismus
Kryptorchismus beschreibt das Fehlen eines oder beider Hoden im Hodensack. Dabei ist der natürliche Abstieg der Hoden aus der Nähe der Nieren in den Hodensack gestört. Normalerweise schließt sich dieser Prozess bei gesunden Rüden im Alter von 6 bis 8 Wochen ab. Kryptorchismus ist eine angeborene, vererbbare Erkrankung, die bei 1 bis 15 % der Hunde, abhängig von der Rasse, vorkommt.
Vor allem kleinere Hunderassen wie Yorkshire Terrier, Chihuahua und Miniaturpudel sind häufig betroffen. Doch auch bei größeren Rassen wie Boxer und Deutschen Schäferhunden wird Kryptorchismus nicht selten diagnostiziert. Diese Erkrankung tritt oft zusammen mit anderen erblichen Problemen wie Hüftgelenksdysplasie, Patellaluxation oder Nabelbrüchen auf.
Kryptorchismus kann einseitig oder beidseitig auftreten. Je nach Position des Hodens wird zwischen inguinalem (Leistenhoden) und abdominalem (Bauchhoden) Kryptorchismus unterschieden. Besonders häufig ist der rechtsseitige, inguinale Kryptorchismus.
Hoden, die in der Bauchhöhle verbleiben, sind einer höheren Temperatur ausgesetzt, was die Bildung von Spermien verhindert. Während ein beidseitiger Kryptorchismus fast immer zur Unfruchtbarkeit führt, sind Hunde mit einseitigem Kryptorchismus häufig noch fortpflanzungsfähig, geben die Erkrankung jedoch an ihre Nachkommen weiter. Abdominal gelegene Hoden tragen zudem ein erhöhtes Risiko für gutartige oder bösartige Tumore. Besonders Östrogen-produzierende Tumore können schwerwiegende Komplikationen verursachen. Ein weiteres Risiko ist die Hodentorsion, eine lebensbedrohliche Drehung des Hodens.
Kryptorchismus ist mehr als nur ein züchterisches Problem – er kann ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen für betroffene Hunde haben. Rüden mit Kryptorchismus haben in der Regel einen normalen Geschlechtstrieb, sollten jedoch konsequent von der Zucht ausgeschlossen werden, um die Weitervererbung der Erkrankung zu verhindern. Hunde mit intraabdominalen Hoden sollten aus medizinischer Sicht chirurgisch versorgt werden. Eine Kastration bei inguinalem Kryptorchismus ist hingegen oft nicht zwingend erforderlich.